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Mädchenrealschule St. Josef
Alte Langgasse 10
63457 Hanau-Großauheim


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10. Klassen im Hanauer Hospiz Louise de Marillac

Da sitzen sie nun, unsere 10. Klassen. 


Kurz vor ihrem lang ersehnten Abschluss an unserer Schule. Da sitzen sie mit einer meterlangen Kette weißer Perlen in ihren Händen und vielen Gedanken im Kopf: 


Was bringt die Zukunft? 

Welche Pläne lassen sich realisieren? 

Was und wer ist wirklich wichtig im Leben? 


Während sie die weißen Perlen durch ihre Finger gleiten lassen, sind sie ganz bei sich – mit dem Wissen, dass jede Perle für ein zu Ende gegangenes Leben steht und damit für Wünsche, Pläne, Sehnsüchte, die nicht mehr gelebt werden konnten.


In den letzten Wochen ihrer Zeit an unserer Schule setzten sich die 10. Klassen im Religionsunterricht mit ernsten Themen auseinander: mit der Endlichkeit des Lebens, der Angst vor dem Sterben, eigenen Erfahrungen der Trauer, aber auch mit der christlichen Hoffnung auf Auferstehung – manchmal auch schon mitten im Leben.


In diesem Zusammenhang besuchten die Klassen 10a und 10b an zwei Vormittagen (6. Mai und 27. Mai 2025) das Hanauer Hospiz Louise de Marillac. 


Frau Marquardt, die Leiterin des Hospizes, nahm sich – trotz und inmitten kurzfristiger Baumaßnahmen – viel Zeit für die Schülerinnen. 


Sie schilderte eindrücklich, behutsam und offen „Leben und Alltag“ im Hospiz, führte in die Idee des Hospizgedankens ein, stellte sich allen Fragen und legte den Schülerinnen schließlich jene Perlenkette in die Hände.


Marie schreibt dazu: 

„Das Hospiz wirkt auf mich wie ein Ort des Friedens und der Menschlichkeit. Es zeigt, wie wichtig Mitgefühl, Würde und Nähe im Umgang mit dem Tod sind – einem Thema, das oft verdrängt wird. Ich finde es beeindruckend, wie dort Menschen mit viel Einfühlungsvermögen und Respekt begleitet werden. Es macht mir bewusst, wie wertvoll das Leben ist – und dass ein guter Abschied genauso wichtig ist wie ein guter Anfang. Es hat mich beeindruckt, wie individuell die Menschen im Hospiz betreut werden – nicht nur medizinisch, sondern auch emotional und spirituell. Es geht nicht nur um Pflege, sondern darum, dass sich die „Gäste“ gesehen und verstanden fühlen. Diese ganzheitliche Zuwendung war für mich neu und zeigt, wie wichtig Menschlichkeit am Lebensende ist.

Neu für mich war auch, dass viele Menschen im Hospiz ehrenamtlich mitarbeiten. Sie nehmen sich Zeit, um zuzuhören, da zu sein oder kleine Wünsche zu erfüllen. Dass so viel Engagement auf freiwilliger Basis geschieht, zeigt, wie viel Herz in der Hospizarbeit steckt – das hat mich sehr berührt.“


Henriette schreibt: 

„Mich hat besonders beeindruckt, wie offen über das Thema Tod gesprochen wurde. Es wurde klar, dass Tod nicht etwas Schlechtes oder Schlimmes ist, sondern ein Teil des Lebens.“


Vielen Schülerinnen wurde an diesen Vormittagen klar, dass Hospize „Orte des Lebens“ sind, an denen auch viel Lachen und Freude geteilt wird, die dabei unterstützen, der Unausweichlichkeit des Todes positiv zu begegnen und die dazu anregen, schon während des Lebens kostbare Momente wie Perlen zu sammeln.


Autorin und Bilder: Schulseelsorgerin Andrea Weitzel